Österreichische Volkspartei

Österreichische Volkspartei
Österreichische Volkspartei,
 
Abkürzung ÖVP, österreichische Partei, gegründet in Wien am 17. 4. 1945, u. a. von F. Hurdes, L. Figl, Hans Perntner (* 1887, ✝ 1951); erhob in ihren verschiedenen programmatischen Grundsätzen seit 1945 die »Demokratie der Gesinnung« (1947) zur Leitidee ihres Handelns. Darüber hinaus bekennt sie sich von Anfang an zur Idee der österreichischen Nation, zum Föderalismus und zur katholischen Soziallehre.
 
Die ÖVP besteht aus drei Bünden: dem Österreichen Arbeiter- und Angestelltenbund (ÖAAB), dem Österreichen Bauernbund (ÖBB) und dem Österreichen Wirtschaftsbund (ÖWB), an deren Spitze je ein Obmann steht. Die Bünde, in deren Existenz sich die korporativen Traditionen der Christlichsozialen spiegeln, sind auf Landes-, Bezirks- und Ortsebene organisiert. Der ÖVP sind die Österreichische Frauenbewegung und die Junge ÖVP angeschlossen. Politisch geführt wird die ÖVP auf Bundesebene von einem Bundesobmann (1945: L. Kunschak, 1945-52: L. Figl, 1952-60: J. Raab, 1960-63: A. Gorbach, 1963-70: J. Klaus, 1970-71: H. Withalm, 1971-75: K. Schleinzer, 1975-79: J. Taus, 1979-89: A. Mock, 1989-91: J. Riegler, 1991-95: E. Busek, seit 1995 W. Schüssel).
 
 
Die ÖVP als konservativ-christliche Partei unterscheidet sich durch das strikte Bekenntnis zur Demokratie und zu Österreich von der Christlichsozialen Partei vor 1945. 1945-70 war die ÖVP die stärkste Partei im Nationalrat und besaß dort 1945-49 und 1966-70 die absolute Mehrheit (zwischen 41 und 50 % der Stimmen; 74-85 Abgeordnete). Bis 1970 stellte sie den Bundeskanzler, bis 1947 in Koalition mit SPÖ und KPÖ, bis 1966 in großer Koalition mit der SPÖ. 1966-70 führte sie eine Alleinregierung; 1970-87 stand sie in der Opposition. 1987-99/2000 war sie innerhalb einer 2. großen Koalition mit der SPÖ Regierungspartei; 1992 wurde ihr Kandidat (T. Klestil) Bundespräsident. Im Februar 2000 kam es - nach gemeinsamer Verpflichtung mit der FPÖ auf die »Grundwerte der europäischen Demokratie« (Vorbedingung von Bundespräsident T. Klestil) - zur Bildung einer Koalition mit der FPÖ unter Bundeskanzler W. Schüssel.
 
Die Fraktion der ÖVP im Nationalrat wurde durch Wahlniederlagen seit 1990 geschwächt; von (1986) 77 Abgeordneten (41 % der Stimmen) fiel ihr politisches Gewicht auf (1999) 52 Abgeordnete (26,9 % der Stimmen); auch der vorzeitige Bruch der »großen Koalition« brachte ihr bei den Neuwahlen 1995 keine Zugewinne, ebenso wenig 1999 (erstmals nur drittstärkste Partei, hinter der SPÖ und [knapp] hinter der FPÖ). Bei den ersten Direktwahlen zum europäischen Parlament (1996) errang sie mit 29,6 % der Stimmen 7 Mandate (stärkste Partei in Österreich); 1999 wurde sie mit 30,7 % und 7 Mandaten, alle Abgeordneten Mitglieder der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) und europäischer Demokraten, zweitstärkste Partei in Österreich (hinter der SPÖ). - Starke Positionen besitzt die ÖVP seit 1945, auch trotz der zum Teil erheblichen Verluste in den letzten Wahlen, in den Ländern Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Steiermark (seit 2000 absolute Mehrheit), Tirol (bis 1999 absolute Mehrheit) und Vorarlberg.
 
 
L. Reichhold: Gesch. der ÖVP (Graz 1975);
 
Volkspartei - Anspruch u. Realität. Zur Gesch. der ÖVP seit 1945, hg. v. R. Kriechbaumer u. F. Schausberger (Wien u. a. 1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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